Byzantinische Literatur

Der Begriff byzantinische Literatur bezeichnet die griechischsprachige Literatur des oströmisch/byzantinischen Reiches, die sich von der Spätantike bis zum Fall Konstantinopels 1453 erstreckt. Der Name leitet sich ab von der alten dorischen Kolonie Byzantion am Bosporus, die der römische Kaiser Konstantin der Große im Jahr 330 zur zweiten Hauptstadt des Römischen Reichs erhob und die sich rasch zur geistigen Metropole des Reichs entwickelte. In dem Maße, in dem das Lateinische seine beherrschende Stellung als Reichssprache verlor, entwickelte sich das Griechische, das allerdings nur von knapp einem Drittel der Einwohner des Ostreiches als Muttersprache gesprochen wurde, zur bevorzugten Sprache aller Gebildeten und wurde 629 auch zur offiziellen Staatssprache. Allerdings wurden viele Lehnworte aus dem Lateinischen übernommen. Daneben existierte eine weniger elitäre, dafür flexible und wandlungsfähig Volkssprache, die sich u. a. durch den Itazismus und den Verlust der Quantität auszeichnete, wodurch sich die antike Metrik nur in künstlichen Konstruktionen erhielt.

Diese Zweisprachigkeit war nach Meinung vieler Autoren für die gesamte byzantinische Epoche charakteristisch; die Volkssprache erlangte jedoch erst im 12. Jahrhundert eine gewisse literarische Geltung. Der Byzantinist Peter Schreiner widerspricht allerdings der These der Diglossie, da die Hochsprache kaum gesprochen wurde, sondern nur eine schriftliche Ausdrucksform der Eliten war. Daneben entstanden im Lauf der Zeit neue Dialekte wie z. B. Zypriotisch.[1]

Heute sind nur noch wenige byzantinische Autoren wie Prokopios einem größeren Lesepublikum bekannt. Nachdem die byzantinischen Schriftsteller lange Zeit wegen ihrer Rhetorik und Erstarrung sowie der Nachahmung antiker Formen kritisiert wurden,[2] wird sie nun wieder stärker beachtet, und der literarische Charakter auch fachwissenschaftlicher Veröffentlichungen wird seit Karl Krumbacher anerkannt. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass es sich zum größten Teil um Auftragswerke handelt, die sich nicht aus individueller Reflexion speisen.

  1. Peter Schreiner: Byzanz 565-1453. de Gruyter 2011, S. 103.
  2. Siehe entsprechende Äußerungen bei Herbert Hunger: Aspekte der griechischen Rhetorik von Gorgias bis zum Untergang von Byzanz. Wien 1972, S. 6 f.

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